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Die schnelle Mark

In Sekundenbruchteilen Geld verdienen.

Als Daytrader kauft man etwas, um es im nächsten Augenblick wieder zu verkaufen. Ein Mausklick kann so Tausende von Euro bringen - oder den Ruin. Daytrader ist man nicht von 9 bis 17 Uhr, Daytrader ist man 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr. Urlaub gibt es nicht. Krisenzeiten sind im Handel nun mal das Spannendste. Das hört sich jetzt vielleicht stressig an, ist es aber nicht. Stress wäre, im Liegestuhl herumzuhängen, in der Sonne, wenn man weiß, dass in diesem Augenblick in Frankfurt, in New York die Kurse in den Himmel schießen oder in den Boden rammen, dass andere das große Geld machen, jetzt, genau in diesem Augenblick.

Mit dem normalen Aktienhandel hat Daytrading ungefähr so viel zu tun wie Düsenjägerfliegen mit Tretrollerfahren. Man spekuliert auf fallende oder steigende Kurse, kauft und steigt dann sofort wieder aus – nach wenigen Stunden, Minuten oder auch nur Sekunden, normalerweise mit einem Gewinn.

Daytraden ist eine Wette auf die Zukunft und genau das macht die Gegenwart so schnell. Manchmal muss man sogar innerhalb des Bruchteils einer Sekunde reagieren. Ein schneller Finger kann dir Zehntausende Euro bringen. Ein Freund von mir benutzt sogar einen Joystick, um noch besser reagieren zu können.

Einer der berühmtesten Daytrader der Welt, Lewis Borsellino, hat einmal innerhalb weniger Sekunden 1,3 Millionen Dollar gemacht. Danach war ihm schlecht. Genieße die Anspannung, das Gefühl, dass zwischen ein paar Mausklicks Gewinn oder Verlust liegen, Sieg oder Niederlage, vielleicht sogar Reichtum oder Ruin. Kommt es darauf an, ist man nicht nervös, sondern ruhig, emotionslos, fast mechanisch. Borsellino hat einmal gesagt: „Du musst wie ein Roboter sein.“ Statt der Taste ALT+F4 die Taste F5 gedrückt, Tausende Technologie-Aktien verkauft statt gekauft - verdammt viel verloren - eine halbe Sekunde nicht aufgepasst. Aufregen sollte man sich über so etwas nicht. Das Geld ist ja nicht weg, sagt man sich. Man habe es dem Markt nur geliehen Und schon bald holt man es sich wieder.

Gewinn & Verlust

Man lebt gar nicht im Hier und Jetzt - man lebt in der Zukunft. Man wird wie die Börse: schnell, sprunghaft, unruhig. Man verläuft sich auf dem Weg zum Bäcker. Dagegen findet man auf den Flughäfen von München, London oder New York mit verbundenen Augen das Gate, ohne ein einziges Mal zu stolpern.

Zukunft ist jetzt

Weil man zum Arbeiten nur einen Internetanschluss braucht, kann man eigentlich permanent unterwegs sein: Kreta, Dubai, Sydney - so löst man das Schmerzensgeld ein, das man an der Börse verdient. Eine Entschädigung für die extreme Belastung im Job ist nun mal ein gutes Hotel, auch mal Champagner statt Bier, vier Sterne statt McDonald’s, Porsche statt Golf. Natürlich klingt das jetzt nach Klischee - aber das ist ein Klischee, das man gerne lebt.

...nicht kleckern

Als Daytrader vergleicht man nun mal jeden Aufwand für eine bestimmte Aktion mit dem Profit, den man bekommt, wenn man die Aktion outsourced. Und in den ein, zwei Stunden, in denen man kocht, kann man an der Börse sein Essen für die nächsten sieben Tage (oder mehr) verdienen. Warum also Zwiebeln schälen?

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